Echt kurios:

Text: Cordula Schulze

Was es nicht alles gibt in der Pfalz!

Herrliche Landschaft, gutes Essen und noch besserer Wein – das verbinden die meisten Besucherinnen und Besucher mit der Pfalz. 
Doch einige Unternehmen gehen unerwartete, ungewöhnliche Wege. Weinland Pfalz stellt drei überraschende und kuriose vor.

Annweiler am Trifels liegt in einem Tal, durch das das Flüsschen Queich fließt. Waldreiche Höhen und die drei Burgen Trifels, Anebos und Münz schenken Annweiler ein malerisches Panorama; auch die Innenstadt mit ihren hübschen historischen Häusern lädt zum Besichtigen und Verweilen ein. Doch Annweiler ist nicht nur touristisch interessant, denn hier gibt es auch ein Traditionsunternehmen. Etwas stadtauswärts sieht man an der Einfahrt zu einem Unternehmensparkplatz das markante gelb-schwarze Logo der Marke Stabila. Zunächst gleitet der Blick ganz selbstverständlich darüber, schließlich nennt gewissermaßen jeder, der einen Werkzeugkasten hat, auch ein Stabila Produkt sein eigen. Der Markenname ist sozusagen eine deutsche Institution, ohne dass man sich dessen so recht bewusst ist. Zeit also für einen Besuch beim unbekannten Bekannten. 

Einfach ausgedrückt: Stabila-Produkte helfen beim Messen. Die Produktpalette reicht vom klassischen Maßstab und Wasserwaagen bis hin zu hochpräzisen elektronischen Messwerkzeugen. So gut, so überschaubar. Interessant und auch ein bisschen kurios ist die Unternehmensgeschichte deshalb, weil hier zwei kleine, aber extrem nützliche und hilfreiche technische Innovationen erfunden wurden, zu denen es auch Patente gibt beziehungsweise gab: das stabile Gelenk des Maßstabs und die kleine Acryl-Luft-Wassereinheit, die bei der Wasserwage die Anzeige bildet.

Stabilität beim Messen - der Beginn einer Tradition

Betrachten wir den Gelenkmaßstab – auch Zollstock oder Meterstab genannt. Ihn zeichnet aus, dass die Gelenke beweglich sind, aber eingeklappt oder aus geklappt jeweils leicht einrasten. So hat das Messgerät in sich ausreichend Stabilität, dass es sichere Messergebnisse erzielt. Für dieses Federgelenk erhalten Anton und sein Bruder Franz Ullrich bereits im Jahr 1886 ein Patent. Damit ist der Grundstein für eine lange Firmentradition gelegt. Franz‘ Sohn Gustav gründet dann drei Jahre später in Annweiler die „Meterfabrik“. Die Maßstäbe und Wasserwaagen werden bis ins ferne Russland exportiert. Es dauert noch bis 1929, bis das Unternehmen schließlich den heute bekannten Namen Stabila erhält. 

Und weil die Gelenkmaßstäbe aus Annweiler – heute in einem eigenen Werk in der Tschechischen Republik gefertigt und in Annweiler kundenspezifisch bedruckt und versandt – sich weiterhin weltweit einer großen Beliebtheit erfreuen, hat das Unternehmen den Annweilerer Bürgerinnen und Bürgern ein Geschenk gemacht: eine sieben Meter lange Sitzbank in der städtischen Parkanlage in Form eines 
Zollstocks. Ein Schreiner aus der Region hat das ungewöhnliche Sitzmöbel hergestellt – die Öffentlichkeit darf sich über ein Plätzchen in der Markwardanlage freuen.

Acrylglas-Libelle - das Herzstück der Wasserwaage

Springen wir zurück in die 50er-Jahre. Da entstand die zweite Innovation, die Stabila bis heute international erfolgreich machen sollte: die AcrylglasLibelle, die ebenfalls patentiert wurde. Das kleine grüne Dings mit einer wasserähnlichen Flüssigkeit und einem Lufttropfen, das eigentliche Waagenelement. Bis heute wird ein Arbeitsschritt dafür in Heimarbeit gefertigt, und zwar das Einsetzen der beiden Ringe, innerhalb derer die Anzeige sich idealerweise befinden soll. Im selben Jahr, 1952, startete Stabila als erste deutsche Fabrik die Herstellung von Wasserwaagen aus Leichtmetall. Kurz darauf erfand man in Annweiler das Glasfaser-Maßband, viele Innovationen sollten folgen – und tun es bis heute mit elektronischen Wasserwaagen und Rotationslasern, rund 200 Patente hält das Unter
nehmen. Und weil sich Qualität auszahlt, investiert Stabila und wächst weiter. Mal sehen, welches Messgerät aus Annweiler beim nächsten Renovieren zum Einsatz kommt!

Eine Besonderheit ist, dass die Eier im Lauf der Brut wachsen, bis die Nachwuchs Elwetrittchen schlüpfen

Fleischfressende Pflanzen aus Freinsheim

Ein auf ganz andere Art ungewöhnliches Produkt vertreibt Familie Weilbrenner in Freinsheim – unweit der historischen Stadtmauer. Die Gemeinde im Landkreis Bad Dürkheim ist vom Weinbau geprägt und die Familie baute früher Wein und Obst an. Schon der Großvater von Philipp und Lukas Weilbrenner, die den Betrieb heute führen, interessierte sich für fleischfressende Pflanzen und gab die Faszination an seinen Sohn und dessen Söhne weiter. Seit 1983, also seit 40 Jahren, führt die Familie nun statt einem Weingut eine Gärtnerei, die auf Carnivoren, also fleischfressende Pflanzen, spezialisiert ist. Zu den bestehenden 3.000 Quadratmetern Fläche sollen weitere 2.000 dazukommen, so groß ist die Nachfrage nach Venusfliegenfalle, Sonnentau, Schlauchpflanze oder Fettkraut. Die notwendige Wärme für die Gewächshäuser entsteht mithilfe selbst angebauten Brennmaterials; das aus Regen gewonnene Wasser wird recycelt. So wächst eine exotische Oase nicht weit von der Deutschen Weinstraße.

Fabelhaftes Pfälzer Wesen im Zoo Landau

Auch im beliebten Zoo in Landau geht es exotisch zu. Besucherinnen und Besucher finden hier viele besondere Tiere, darunter auch ein Gehege mit drei Elwetrittchen – auch Elwetritsche oder Elwedritsche genannt. Wer sich jetzt Sorgen macht, davon noch nie gehört zu haben, kann ganz beruhigt sein: Die Elwetrittchen sind die Fabelwesen der Pfalz, eine Mischung aus verschiedenen Vögeln und Elfen. Als Fabelwesen wie zum Beispiel der Wolpertinger in Bayern können sie ganz unterschiedliche Eigenschaften haben. So finden sich auch Abbildungen mit Geweih. Eine Besonderheit ist, dass die Eier im Lauf der Brut wachsen, bis die Nachwuchs-Elwetrittchen schlüpfen! Im Zoo Landau leben drei Arten dieser Vogelwesen und ein Küken in einem eigens dafür eingerichteten Gehege. Begegnen kann man ihnen zum Beispiel auch in Neustadt an der Weinstraße, wo es einen Brunnen zu ihren Ehren gibt. Besucherinnen und 
Besucher der Pfalz sind eingeladen, an nächtlichen Jagden teilzunehmen. Wer dort keines der Tiere erwischt, kann sich mit schönen und humorvollen Andenken trösten. So gibt es Stofftiere als Souvenir in der Tourist-Information in Neustadt. In Leinsweiler bietet die Töpferei Zinkgraf hochwertige Keramikfiguren mit verschiedenen Elwetrittch-Charakteren. Ein dreifaches „Trittch-trittch …uijuijuij!“